Türchen 16: Maria oder Martha?!
Unser Gast gönnt sich heute ein leckeres Fast-Food-Menü. Der Controller liegt griffbereit , und die Welt da draußen? Die kann warten. Es ist Zeit, einfach mal abzuschalten, die Gedanken treiben zu lassen und alles zu vergessen, was stressen könnte. Gerade in der Weihnachtszeit fühlt sich das so gut an – wichtiger denn je.
Während er so dasitzt, Pommes knabbert und der Burger halb gegessen vor ihm liegt, schweifen seine Gedanken ab. Weihnachten – „die besinnlichste Zeit des Jahres“. Aber ist sie das wirklich? Oft ist sie doch auch die stressigste. Geschenke einkaufen, Plätzchen backen, das perfekte Menü planen, und dann noch die Weihnachtskarten schreiben – all das, während der Alltag weiterläuft. Es ist wie ein riesiges Puzzle, das perfekt zusammengesetzt werden soll, obwohl ständig ein Teil fehlt.
Das ist Marthas Modus. Martha kennen wir aus einer Geschichte in der Bibel (Lukas 10,38-42). Sie und ihre Schwester Maria hatten Besuch von Jesus. Martha war diejenige, die sich abmühte, um alles perfekt zu machen: kochen, dekorieren, servieren, aufräumen. Sie wollte, dass alles reibungslos läuft, dass der Besuch beeindruckt ist. Maria dagegen setzte sich einfach zu Jesus, hörte zu und verbrachte Zeit mit ihm. Als Martha sich darüber beschwerte, dass Maria sie alleine arbeiten ließ, antwortete Jesus: „Maria hat das Bessere gewählt.“
Unser Gast fragt sich: Warum fällt es so schwer, wie Maria zu sein? Warum fühlen wir uns so oft gezwungen, alles im Griff haben zu müssen? Vielleicht liegt es daran, dass wir glauben, Anerkennung sei an Leistung gebunden – je besser das Fest, desto größer die Wertschätzung. Aber genau hier zeigt uns die Geschichte von Maria und Martha etwas anderes: Jesus wollte keine perfekten Gastgeber, sondern ehrliche Nähe.
Vielleicht geht es an Weihnachten nicht darum, wie beeindruckend die Dekoration ist oder wie üppig das Menü ausfällt. Vielleicht geht es darum, echt zu sein – mit all unseren Unzulänglichkeiten, unserem Chaos und unserer Müdigkeit. Und vielleicht ist genau das, was Jesus damals meinte: Das Bessere ist nicht das, was außen glänzt, sondern das, was im Herzen passiert.
Während unser Gast langsam die letzten Pommes isst, spürt er, dass Weihnachten genau das sein kann: eine Einladung, sich nicht zu verlieren, sondern sich selbst und anderen ganz bewusst zu begegnen.