Nach Hause finden

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Das Traurigste an unserem Umzug war, dass kurz nach dem Einzug unsere Katze Emma weggelaufen ist. Durch das ständige Kommen & Gehen der Handwerker hatten wir die Tür einen Moment unbeobachtet gelassen. Dieser winzige Augenblick reichte aus, um Emmas Abenteuerlust zu entfachen, und sie nutzte die Gelegenheit, um die weite Welt auf eigene Faust zu erkunden.

Drei Tage und drei Nächte vergingen ohne ein Lebenszeichen von ihr. Wir waren in ständiger Sorge, suchten in der unmittelbaren Nachbarschaft, hängten verzweifelt Plakate auf und schalteten Suchmeldungen online. Doch es gab keine Spur von Emma, nur fiese Anrufer, die ins Telefon gröhlten: „Miau, miau, die Katze ist tot!“


Am dritten Tag – ganz jesuslike – tauchte Emma plötzlich wieder auf! Nicht in der neuen Wohnung, sondern in der alten. Obwohl ich täglich in der alten Wohnung war, um noch Sachen abzuholen, sah ich sie nicht oder sie versteckte sich in einem Winkel, den nur sie kannte. So schlimm und traurig es war, dass sie weggelaufen ist, haben wir ihre Rückkehr wie ein kleines Wunder gefeiert! Sie hatte trotzallem ihren Weg nach Hause gefunden – auch wenn dieses Zuhause für uns nun ein anderes war. Es stand nicht mehr viel in der alten Wohnung, aber ein alter Wassernapf … und bei sommerlichen Temperaturen über dreißig Grad war das für sie ein echtes Geschenk!

Wie sie es geschafft hatte, von der Haustür bis in die Wohnung vier Türen zu öffnen und zu schließen, wird wohl immer ihr kleines Geheimnis bleiben. Vielleicht wars irgendwie auch "von oben" geführt? 


Manchmal gibt es Momente im Leben, in denen Dinge geschehen, die sich nicht rational erklären lassen. Emmas Rückkehr fühlte sich wie einer dieser Momente an. In solchen Situationen fragt man sich, ob es Zufall war oder ob es eine höhere Macht gibt, die über uns wacht und dafür sorgt, dass alles am Ende gut ausgeht?!

Ich seh die ganze Geschichte als eine Erinnerung daran, dass wir manchmal einfach vertrauen müssen – darauf, dass das Leben seine eigenen Wege findet und dass wir nicht immer alles kontrollieren können. So sehr wir uns auch gesorgt haben, so groß war die Erleichterung und die Freude, als sie wieder vor uns stand, gesund und munter – unsere dicke Pummelbacke!!
 

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Und natürlich kommt mir auch das Gleichnis vom verlorenen Schaf in den Sinn, das in der Bibel erzählt wird (Lukas 15, 4-7). Der Schafshirte lässt 99 Schafe zurück, um das eine verlorene Schaf zu suchen, und freut sich wie blöd, als er es wiederfindet. So wie wir uns gefreut haben, als Emma nach Hause zurückgekehrt ist. Ich bin überzeugt davon, dass es im Leben Kräfte gibt, die wir nicht immer sehen, aber die in den entscheidenden Momenten wirken.

Also Leute, vertrauen wir darauf, dass wir, wie das verlorene Schaf oder unsere Emma, immer wieder den Weg nach Hause finden – dorthin, wo wir geliebt und angenommen sind?!

Alles Liebe 
Mandy