Gottes „Bestes“: Wenn Heilung anders aussieht
Ihr Lieben!
Mal ehrlich: Wer von Euch wacht morgens auf, streckt sich, und denkt: „Wow, mein Herz schlägt noch, meine Beine funktionieren und meine Augen tun ihren Job! Danke!“ Meistens startest Du in den Tag und nimmst all das als selbstverständlich hin.
Doch wenn Du mal genauer darüber nachdenkst: Wie selbstverständlich ist eigentlich Deine Gesundheit? Hast Du wirklich ein Recht darauf? Klar, Du glaubst an einen guten Gott, der Dich liebt und nur das Beste für Dich will. Aber was bedeutet das „Beste“ wirklich?
Wenn Du krank wirst, betest Du um Heilung und erwartest, dass Gott eingreift. Doch leider, leider … bleibt die erhoffte Genesung so manches mal aus. Klar drängt sich dann der Gedanke auf, dass Deine Gebete vielleicht nicht gehört werden. Ich verstehe jeden Zweifel und bin dennoch überzeugt, dass kein Gebet ins Leere läuft. Gott hat immer ein offenes Ohr, auch wenn seine Antworten manchmal schwer zu verstehen sind. Vielleicht bedeutet Gottes „Bestes“ für Dich etwas ganz anderes, als Du es Dir erträumst. Vielleicht schenkt er Dir in Zeiten der Krankheit und Genesung eine besondere Stärke, die Du sonst nie entwickelt hättest. Vielleicht führt er Dich durch diese schwierige Herausforderung zu Menschen, die Du sonst nie getroffen hättest – Menschen, die vielleicht genau Dich gebraucht haben.
Ich weiß, das Wort „vielleicht“ kommt heute ziemlich oft vor. Aber so ist das Leben, voll von „vielleichts“ und „wer weiß“. Ich bin Mandy, nicht Gott. Ich habe auf viele Fragen keine Antwort, und ja, das stört mich manchmal. Aber dann erinnere ich mich daran, dass der da oben das Beste für mich will. Und mal ehrlich, wer weiß besser als er, was das Beste für mich ist?
Seit anderthalb Jahren begleite ich Tobias in seinem Alltag. Vor ziemlich genau drei Jahren, mit 21, bekam er aus dem Nichts eine Gehirnblutung, die sein Hirn schwer geschädigt hat. Ich unterstütze ihn beim Essen und Trinken, helfe ihm beim Zähneputzen und bei all den kleinen alltäglichen Handgriffen, die die meisten von uns einfach machen, ohne darüber nachzudenken – für Tobias sind es Kämpfe. Ich begleite ihn zu seinen Therapien, verbringe Zeit mit ihm und massiere seinen "Spasti-Arm", weil der mal wieder weh tut. Ich darf das sagen er lacht über diese Bezeichnung.
In all der Zeit, in der ich Tobias begleitet habe, habe ich gesehen, wie er trotz allem Stärke entwickelt hat. Ja, ich hätte gerne auch den „alten Tobias“ kennengelernt, der gerade sein Studium begonnen hatte und dem das Leben voller Möglichkeiten offenstand. Und weißt Du was? Es steht ihm auch heute noch offen, nur eben anders als gedacht.
Vielleicht ist das genau das „Beste“, von dem ich gesprochen habe – nicht die Heilung, die wir uns erhofft haben, sondern eine andere Art von Heilung, die auf ihre Weise genauso wertvoll ist. Tobias hat gelernt, in seiner neuen Realität Stärke zu finden, und das ist eine Form von Heilung, die oft übersehen wird.
Lasst uns deshalb niemals aufhören, für Heilung zu beten, und gleichzeitig dankbar sein für die Heilung, die gerade jetzt passiert – vielleicht auf eine Weise, die Du noch nicht ganz verstehst. Gott ist am Werk, auch wenn es anders aussieht, als Du es erwartet hättest.
"Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege." – Jesaja 55, 8
Hab einen guten Tag!
Mandy