„Die Zeit rast“ – oder doch nicht?
Hast Du auch das Gefühl, dass die Zeit manchmal rast? Gerade noch war Sommer, und jetzt fliegen die Tage auf Weihnachten zu. Wenn man älter wird, scheint die Zeit nur noch schneller zu vergehen. Warum ist das eigentlich so?
Wissenschaftler sagen, dass es mit unserem Gehirn zu tun hat. Als Kind ist ein Jahr ein riesiger Teil unseres Lebens, voller „erster Male“ – der erste Schultag, die erste Klassenfahrt, die ersten Schneeflocken, die wir bewusst wahrnehmen. Alles ist neu und aufregend. Im Erwachsenenalter dagegen wiederholt sich vieles: Der Alltag wird routinierter, das Staunen über Bekanntes seltener. Weniger Neues bedeutet für unser Gehirn weniger intensive Eindrücke – und so kommt es uns vor, als würde die Zeit einfach so verfliegen.
Unser Gehirn verarbeitet neue und aufregende Erlebnisse viel detaillierter, als wenn wir etwas immer wieder tun. Da denkt unser Gehirn dann: „Das kenne ich schon“, und speichert weniger Details ab. Das Ergebnis? Die Tage verschwimmen ineinander, und im Rückblick scheint die Zeit wie im Flug vergangen zu sein.
Das klingt vielleicht ein bisschen deprimierend, aber ich glaube, da steckt auch eine Chance drin. Denn wenn die Zeit so kostbar ist – warum vergeuden wir sie dann mit Dingen, die uns nicht guttun? Mit Hetzen, Vergleichen oder Grübeln über die Vergangenheit? Vielleicht ruft Gott uns genau hier ins Jetzt zurück.
Im Psalm 90,12 bittet Mose: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
Keine leichte Aussage, oder? Wenn wir die Endlichkeit unseres Lebens wirklich kapieren, können wir die Zeit bewusster nutzen. Nicht, um noch mehr zu erledigen, sondern um runterzukommen, zu genießen – um die Zeit zu ehren.
Die Zeit vergeht. Aber sie ist nicht unser Feind.
Sie ist ein Geschenk. Jeder Tag, jede Stunde – auch die ganz normalen, unspektakulären. Vielleicht fühlt sich das Leben manchmal an wie ein Wettlauf gegen die Uhr. Aber was, wenn es gar nicht darum geht, schneller zu werden, sondern bewusster zu leben?
Gott lädt uns nicht ein, immer mehr zu schaffen. Er sagt nicht: „Mach noch mehr!“* Er sagt: „Bleib stehen. Sei hier. Sei bei mir. Ich bin doch bei Dir.“
Vielleicht heißt das, heute einfach mal innezuhalten. Den Moment wirklich zu sehen: die Tasse Tee in der Hand, die Wärme, die sich ausbreitet. Der Blick aus dem Fenster, der Himmel, der sich ständig verändert. Oder die Stimme eines Menschen, der Dich gerade braucht. Es sind oft die kleinen Dinge, die Zeit lebendig machen – wenn wir sie nicht übersehen.
Gott begegnet uns nicht nur in großen Ereignissen, sondern in den kleinen, stillen Augenblicken. Genau da lädt Er uns ein, die Zeit nicht als etwas zu sehen, das uns davonläuft, sondern als Geschenk, das wir ehren können.
Was heißt das? Nicht alles gleichzeitig schaffen zu wollen. Sondern die 1440 Minuten pro Tag, die wir haben, mit Leben zu füllen: mit einem Lächeln, einem Gespräch, einem Dankeschön. Vielleicht ist es genau das, was Mose im Psalm 90 meint, wenn er bittet: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“
Zeit bewusst nutzen. Nicht für den nächsten Punkt auf der Liste, sondern für das, was wirklich zählt.
Die Frage ist nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Die Frage ist: Was machst Du mit ihr?
Vielleicht ist genau jetzt der Moment, sie nicht verstreichen zu lassen, sondern ganz bei Gott und Dir selbst anzukommen.
Mandy