Auf Distanz 0033: Kurzmeldungen 04-2018

Dieses Mal geht es in den Kurzmeldungen u.a. um das neue Instrument MATISSE am VLT, um interessante Satellitenmissionen, um den Roboter Justin, und die bevorstehenden Missionen ExoMars 2020 und Horizons. Es folgen Veranstaltungstipps und Infos in eigener Sache.

Erschienen: 12.04.2018, Dauer: 0:28:23

Kurzmeldungen

Erstes Licht für MATISSE-Instrument am VLT

Die erste Meldung kommt vom Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte ESO. Dort wurde mit dem MATISSE ein neues Instrument für hochauflösende Beobachtungen in Betrieb genommen. Die Entwicklung brauchte 12 Jahre, aber man hat etwas Spannendes dafür bekommen.

MATISSE steht kurz für „Multi AperTure mid-Infrared SpectroScopic Experiment“. Es ist ein Spektrointerferometer und kann mit dem Licht von vier Teleskopen gleichzeitig gespeist werden. So gewinnt man eine deutlich bessere Auflösung als nur bei einem Teleskop. Dabei spielt dann nicht nur der Durchmesser der Teleskope eine Rolle, sondern auch der Abstand zueinander. Wenn man alle vier Strahlengänge kombiniert, erreicht MATISSE eine Auflösung, für die man sonst ein Teleskop mit 200 Metern Durchmesser bräuchte.

MATISSE wird für infrarotes Licht in verschiedenen Wellenlängen eingesetzt. Damit möchte man die inneren Regionen der Scheiben um junge Sterne beobachten, in denen sich Planeten bilden. Ein weiterer Bereich ist die Untersuchung von Sternen in späten Entwicklungsstadien. Hinzu kommen Analysen der staubigen Strukturen um supermassereiche Schwarze Löcher in den Zentren aktiver galaktischer Kerne.

Die ersten Beobachtungen mit MATISSE machte man am roten Überriesen Betelgeuse. Der wird wahrscheinlich in einigen hunderttausend Jahren als Supernova explodieren und konnte überraschen. Bei unterschiedlichen Wellenlängen scheint er unterschiedlich groß zu sein.

Mit den Daten wird man den Stern und seine Umgebung weiter erforschen und beobachten, wie er seine Materie an die Umgebung abgibt.

Erstes Licht für MATISSE am Paranal Observatorium der ESO in Chile

Das MATISSE-Instrument sieht sein erstes Licht am Very Large Telescope Interferometer der ESO

Roter Riese erweckt toten Begleitstern wieder zum Leben

Mit dem Weltraumobservatorium Integral der europäischen Raumfahrtbehörde ESA hat man ein seltenes Sternenpaar beobachtet. Der eine Stern ist ein Neutronenstern, der nur langsam rotiert, nur ein Mal in zwei Stunden. Aber er hat ein sehr starkes Magnetfeld. Das würde eigentlich auf einen jungen Neutronenstern hinweisen.

Der andere Stern hat sich zum Ende seiner Entwicklung aufgebläht und ist nun ein Roter Riese. Dieser Stern muss also recht alt sein. Diese beiden Sterne passen also nicht so recht zusammen und die Wissenschaftler überlegen, wie das sein kann.

Eine Möglichkeit wäre, dass das Magnetfeld des Neutronensterns sich nicht so stark abschwächt wie bislang vermutet. Dann könnte der Neutronenstern älter sein, als es den Anschein hat.

Als andere Möglichkeit überlegt man, ob der Neutronenstern vorher ein Weißer Zwerg war. Der könnte dann solange Materie von dem Roten Riesen gesammelt haben, bis er zu einem Neutronenstern kollabierte. Dann wäre dieser Neutronenstern kein Überrest einer Supernova.

Man wurde auf diese Sterne aufmerksam, weil man ab dem 13. August 2017 ein Flimmern von Röntgenstrahlung gemessen hatte. Diese Messung machte das Weltraumobservatorium Integral in Richtung des Massenzentrums der Milchstraße. Es folgten weitere Beobachtungen und schließlich die Entdeckung der beiden Sterne.

Es ist das erste Mal, dass mit Integral ein solches Sternenpaar beobachtet wurde. Man wird die beiden Sterne weiterhin observieren. Noch sind nicht alle Fragen geklärt.

Roter Riese erweckt toten Begleitstern wieder zum Leben

Wikipedia: Integral

Erdbeobachtungssatellit PAZ erfolgreich gestartet

Schon eine ganze Weile sind die beiden Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X auf dem gleichen Orbit unterwegs. Nun haben sie Gesellschaft bekommen: Der spanische Satellit PAZ hat sich mit dazugesellt.

Gestartet wurde PAZ auf einer Falcon 9-Rakete von SpaceX am 22. Februar. Seine Daten sollen für zivile und militärische Anwendungen genutzt werden.

Die Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X werden von der deutschen Raumfahrtagentur DLR betrieben. Dass nun der Satellit PAZ den gleichen Orbit nutzt, ist kein Zufall. Der spanische Satellitenbetreiber Hisdesat hat mit dem DLR eine Vereinbarung zur Koordination der Satelliten getroffen.

PAZ nutzt nicht nur den gleichen Orbit, sondern kann auch die gleichen Messungen durchführen. Die Breite des erfassten Bereiches und die Aufnahmemodi sind die also gleichen wie bei den beiden deutschen Satelliten.

Die Satelliten können durchschnittlich alle 24 Stunden denselben Ort erfassen und eine Aufnahme wiederholen. Alle elf Tage wird ein Ort mit genau den gleichen Aufnahmevoraussetzungen überflogen. Durch die Koordination der Satelliten kann man diese Zeiträume noch verkürzen und künftig Aufnahmen schneller zur Verfügung stellen.

Erdbeobachtungssatellit PAZ erfolgreich gestartet

eoPortal Directory: PAZ SAR satellite mission of Spain (englisch)

Wikipedia: Paz (Satellit)

Sentinel-3B

Im Copernicus-Programm der europäischen Raumfahrtagentur ESA startet bald der nächste Satellit. Er heißt Sentinel-3B und soll am 25. April vom russischen Weltraumbahnhof in Plessezk gestartet werden. Der Satellit ist am 18. März in Plessezk angekommen, nun sind die Vorbereitungen in vollem Gange.

Sentinel-3B wird den gleichen Orbit wie Sentinel-3A haben, aber um 140 Grad versetzt. Sentinel-3A ist bereits seit dem 16. Februar 2016 im All.

Aufgabe beider Satelliten ist die Beobachtung der Meeres- und Landflächen. Dabei werden die Höhe des Meeresspiegels und die Temperaturen von Land- und Meeresoberflächen gemessen. Sie werden dann für Klima- und Wettermodelle eingesetzt.

Durch die Beobachtung der Farbe von Wasserflächen kann man Rückschlüsse auf die Wasserqualität und das Maß der Umweltverschmutzung gewinnen. Die Daten lassen sich außerdem für die Bestimmung des Kohlenstoffzyklus verwenden. Auch die Landoberflächen werden aufgenommen. So bestimmt man die Landnutzung und den Zustand der Vegetation. Zusammen mit den Messwerten für die Temperatur lassen sich Ereignisse wie Waldbrände und Lavaströme feststellen und verfolgen.

Für diese Aufgaben kommen in Sentinel-3A und -B die gleichen Instrumente zum Einsatz. Wie auch bei anderen Satellitenpaaren ermöglicht auch hier der Einsatz mehrere Satelliten eine kürzere Zeit, um neue Aufnahmen und Messungen einer bestimmten Stelle auf der Erdoberfläche machen zu können.

Sentinel-3B launch preparations in full swing (englisch)

ESA: Sentinel-3 (englisch)

Auf Distanz 0019: “Das Copernicus-Programm”

Auf Distanz 0020: “Sentinel-2B / #Sentinel2Go”

Auf Distanz 0024: “Sentinel-5P”

CanSat Azoren

Auch im Jahr 2018 gibt es wieder den europäischen CanSat-Wettbewerb. Dafür steht inzwischen der Veranstaltungsort fest. Die Startkampagne wird vom 28. Juni bis zum 1. Juli auf Santa Maria stattfinden, der südlichsten Insel der Azoren. 18 Teams werden teilnehmen, bestehend aus den Gewinnern der nationalen Wettbewerbe. Hinzu kommt ein Team aus Ungarn, das von der ESA direkt ausgewählt wurde.

Die Koordination vor Ort übernimmt der „Regional Fund for Science and Technology“ (FRCT) zusammen lokalen Partnern. Der FRCT ist eine öffentliche Einrichtung der Verwaltung der Azoren, die bereits Erfahrungen mit europäischen Programmen und Projekten hat.

Auf den Azoren betreibt die europäische Raumfahrtagentur ESA außerdem eine Station des eigenen Tracking-Netzwerks und eine Sensor-Station für das Galileo-Programm.

Auch beim deutschen CanSat-Wettbewerb 2018 geht es weiter. Die teilnehmenden Teams wurden bekanntgegeben und vorgestellt. Auch ein Workshop für die beteiligten Lehrer hat bereits stattgefunden. In den nächsten Monaten werden die Teams nun die CanSats bauen, die Startkampagne findet dann vom 17. bis zum 21. September statt.

European CanSat Competition to be hosted in the Azores islands (englisch)

Webseite des deutschen CanSat-Wettbewerbs

Der deutsche CanSat-Wettbewerb bei Twitter

Santa Maria Station (Teil des Tracking Netzwerks der ESA, englisch)

New Galileo station opens in Azores (englisch)

Auf Distanz 0025: “Der deutsche CanSat-Wettbewerb 2017”

Forschungsrakete MAPHEUS-7 gestartet

Am 17. Februar startete das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Forschungsrakete aus dem MAPHEUS-Höhenforschungsprogramm. Die Rakete MAPHEUS-7 wurde vom schwedischen Raketenstartplatz Esrange gestartet und erreichte eine Höhe von knapp 250 Kilometern. Während des Fluges gab es mehr als sechs Minuten Schwerelosigkeit an Bord. Die wurde für Experimente aus verschiedenen Fachgebieten genutzt. Das waren dieses Mal Raumfahrt, Materialphysik und Gravitationsbiologie.

Man untersuchte die Schallausbreitung in granularen Medien und die Bewegung von Mikroschwimmern. Bei der Materialphysik ging es um die Erstarrung von Aluminium-Kupfer-Legierungen. Mit Röntgenstrahlung kann man dabei die Bildung kristalliner Strukturen verfolgen. Mit den Ergebnissen kann man Modellrechnungen verbessern und Gussprozesse optimieren.

Im Biologiebereich erforscht man die Genexpression von Stammzellen und neoronalen Zellen. Die Zellen werden in unterschiedlichen Stadien des Fluges chemisch fixiert, so dass man nach der Bergung die Auswirkungen der Gravitation untersuchen kann.

In einem weiteren Biologie-Experiment ging es es um die Durchlässigkeit von Biomembranen. Es gibt Anhaltspunkte, dass sich die in Schwerelosigkeit ändern kann. Das kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflussen.

Das MAPHEUS-Programm gibt es seit 10 Jahren. MAPHEUS steht dabei kurz für „MAterialPHysikalische Experimente Unter Schwerelosigkeit“. Das Programm soll einen unabhängigen und regelmäßigen Zugang zu Experimenten in der Schwerelosigkeit bieten.

MAPHEUS-7: Mehr als sechs Minuten Schwerelosigkeit für Experimente aus Materialphysik und Biologie

Neuer Starttermin für „James Webb Space Telescope“ wird untersucht

Das „James Webb Space Telescope“ (kurz JWST) ist ein Weltraumteleskop der NASA, der ESA und der kanadischen Raumfahrtagentur CSA. Das Teleskop gilt als Nachfolger des Hubble Space Telescope.

Mit rund 20 mal 14 Meter ist das Teleskop ein ordentlich großer Brocken und auch technisch ist es sehr anspruchsvoll. Das scheint sich auch in seiner Geschichte wiederzuspiegeln.

Ursprünglich hieß das Projekt einmal „Next Generation Space Telescope“ (NGST), es sollte kostenarm realisiert werden und im Jahr 2007 starten. Im Laufe der Zeit gab es aber immer wieder Projektänderungen. Dabei wurde der Start immer wieder nach hinten verschoben und deutlich höhere Kosten veranschlagt.

Auch wenn es Fortschritte gibt, hat man nun den Starttermin im Jahr 2019 aufgegeben. Man untersucht nun, ob ein Start im Mai 2020 möglich ist.

Das JWST soll nach dem Start am Lagrange-Punkt L2 platziert werden, etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, so dass sich die Erde zwischen dem Teleskop und der Sonne befindet.

Das Teleskop soll nach dem Licht der ersten Sterne und Galaxien nach dem Urknall suchen, aber auch Galaxien, Sterne und Planetensysteme beobachten. Dabei soll auch die Eignung für Leben untersucht werden. Die Mission ist für mindestens 5 Jahre vorgesehen, soll aber nach Möglichkeit 10 Jahre dauern.

NASA’s Webb Observatory Requires More Time for Testing and Evaluation; New Launch Window Under Review (englisch)

James Webb Space Telescope update: new launch window under review (englisch)

ESA: JWST (englisch)

NASA: James Webb Space Telescope (englisch)

Ariel: Die ESA erforscht die Natur von Exoplaneten

Die Erforschung von Exoplaneten wird weiter vorangetrieben. Neben den bodengestützten Ansätzen, von denen man hier im Podcast immer wieder hört, gibt es natürlich auch Satelliten, die sich mit Exoplaneten befassen oder Pläne dafür.

Einer dieser Pläne betrifft eine Mission namens „Ariel“. Ariel steht kurz für „Atmospheric Remote‐sensing Infrared Exoplanet Large‐survey mission“. Diese Mission wurde von der europäischen Raumfahrtagentur ESA in das „Cosmic Vision“-Programm aufgenommen. Darin werden langfristige Planungen für Weltraummissionen vorgenommen. Der aktuelle Zyklus betrifft den Zeitraum von 2015 bis 2025.

Eines der Hauptthemen von Cosmic Vision ist die Erforschung von Grundbedingungen für die Bildung von Planeten und die Entstehung von Leben. Und da passt die Ariel-Mission sehr gut hinein.

Ariel soll sich mit Exoplaneten befassen, von der Entstehung bis zur Weiterentwicklung. Dazu sollen die Atmosphären von Hunderten von Exoplaneten untersucht werden, die um verschiedene Arten von Sternen kreisen. So möchte man Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Systeme bestimmen.

Ausgewählt werden warme und heiße Exoplaneten, die auf engen Umlaufbahnen ihre Sterne umkreisen. Wenn der Planet zwischen Satellit und Stern hindurchzieht, wird die Verdunkelung des Sterns mit einer Genauigkeit von 10 bis 100 Millionstel Teilen vermessen. Dabei kann man auch Rückschlüsse auf die Chemie in der Atmosphäre des Exoplaneten bekommen. Mit Ariel plant man Messungen von Wasserdampf, Kohlendioxid und Methan, man möchte aber auch nach exotischeren Metallen suchen, die im Zusammenhang mit dem Mutterstern stehen.

Bei einigen der Exoplaneten möchte man das Wolkensystem beobachten und saisonale und tägliche Veränderungen der Atmosphäre untersuchen. Die Messungen erfolgen im infraroten und im sichtbaren Licht. Platziert werden soll Ariel am Lagrange-Punkt L2, so dass die Erde zwischen dem Satelliten und der Sonne steht.

Bevor das alles stattfinden kann, wird man sich die Ariel-Mission genau ansehen. Man untersucht, wie der Satellit aufgebaut sein muss. Wenn die Mission machbar ist, soll sie 2020 angenommen werden. Der Start ist derzeit für Mitte 2028 angedacht.

Ariel: Die ESA erforscht die Natur von Exoplaneten

ESA Cosmic Vision (englisch)

Wikipedia: Cosmic Vision (englisch)

Tiangong-1: Dieses ist eine Ex-Raumstation

Schon eine ganze Weile war klar: Die erste chinesische Raumstation Tiangong-1 – auf deutsch „Himmelspalast“ – würde unkontrolliert zur Erde stürzen. Der Orbit der Raumstation wurde sehr gut beobachtet und es wurden Prognosen erstellt.

Dabei wurde immer deutlich vermittelt, dass es einen großen Fehlerbalken gibt und dass die Vorhersagen immer genauer werden, je näher man dem Wiedereintritt kommt. Das konnte man in den letzten Wochen sehr gut verfolgen.

Erst am Tag vor dem Ereignis schränkte man die Prognose auf wenige Stunden ein. Und selbst die unterschieden sich noch im Bereich von ein bis zwei Stunden. Nimmt man die Berechnungen der ESA vom Vorabend als Beispiel, dann würde Tiangong-1 zwischen 1 Uhr und 5 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit in die Atmosphäre eintreten.

Der eigentliche Absturz fand dann am 2. April um etwa 2:16 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit statt. Was von Tiangong-1 übrig blieb, stürzte westlich von Südamerika in den Pazifischen Ozean. Damit ging sie zufällig in der Nähe eines sehr menschenarmen Bereichs herunter, die „South Pacific Ocean Unpopulated Area“. Diese wurde von der Raumfahrt sowieso immer wieder für kontrollierte Wiedereintritte benutzt. Das Zentrum dieses Bereichs wird auch „Pazifischer Pol der Unzugänglichkeit“ oder „Point Nemo“ genannt, kein anderer Punkt auf der Erde ist in allen Richtungen weiter von Land und Inseln entfernt. Auch wenn das nun Zufall war: Das hätte wohl kaum besser laufen können.

Tiangong-1 war die erste chinesische Raumstation, sie wurde am 29. September 2011 ins All gestartet. Am 8. November führte China mit der Mission „Shenzhou 8“ das erste eigene Andockmanöver aus. Mit „Shenzou 9“ wurde die Station im Juni 2012 das erste Mal betreten.

„Shenzou 10“ war ein Jahr später, im Juni 2013, die zweite bemannte Mission und gleichzeitig die letzte Mission zu Tiangong-1. Die Raumstation stellte nach Angaben Chinas am 16. März 2016 ihren Dienst ein.

Der Nachfolger ist schon im All. Tiangong-2 wurde am 15. September 2016 gestartet. Genau wie Tiangong-1 ist sie nicht als dauerhafte Raumstation geplant, sondern soll zur Erforschung von Technologien dienen. Mit diesen möchte man dann eine permanente Raumstation umsetzen. Tiangong-2 ist wiegt etwa 8,6 Tonnen, etwas über 10 Meter lang und hat knapp 3,5 Meter Durchmesser. Tiangong-1 war genau so groß und hatte mit 8,5 Tonnen ein ähnliches Gewicht.

ESA-Rocket Science Blog: Splashed down! (englisch)

ESA-Rocket Science Blog: Tiangong-1 reenty updates (englisch)

Monitoring almost complete (letzte Prognose der ESA, englisch)

Tweet: #JFSCC confirmed #Tiangong1 reentered the atmosphere over the southern Pacific Ocean (englisch)

Forscher des Fraunhofer FHR begleiten Wiedereintritt der chinesischen Raumstation Tiangong-1

Wikipedia: Tiangong 1

China’s 1st space lab Tiangong-1 ends data service (englisch)

Wikipedia: (Pazifischer) Pol der Unzugänglichkeit

Astronaut Scott Tingle steuert DLR-Roboter Justin aus dem All

Ein Roboter steht auf dem Mars. Er untersucht Solarpaneele und liefert einem Astronauten im Orbit Informationen. Der Astronaut gibt dem Roboter Befehle, die dieser dann eigenständig abarbeitet. Die Solarpaneele müssen gereinigt und neu ausgerichtet werden, damit weiterhin genügend Energie zur Verfügung steht.

Ds ist noch keine Wirklichkeit, aber vielleicht liegt es auch gar nicht mehr so weit in der Zukunft. Aber man hat es simuliert, am 2. März 2018. Der Astronaut war im Orbit und der Roboter stand dabei tatsächlich auf einem Planeten. Aber das war nicht der Mars, sondern die Erde.

Der Roboter heißt Justin, die Experimente mit ihm laufen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen. Dort wurde in einem Versuchsaufbau eine Marsumgebung mit Solarpaneelen simuliert. Der Astronaut war der US-Amerikaner Scott Tingle, er befand sich während des Versuchs an Bord der internationalen Raumstation ISS.

Der Roboter Justin besitzt eine künstliche Intelligenz, eine KI. Dabei ist er aber so ausgelegt, dass der Astronaut nach Möglichkeit jederzeit die Kontrolle behalten soll. Trotzdem soll Justin dank der KI in der Lage sein, viele Arbeiten selbstständig durchzuführen. So kann der Roboter die Arbeiten auch bei Kommunikationsproblemen erledigen.

Die Experimente im März waren der zweite Durchlauf. Der erste fand im August 2017 statt und war weniger anspruchsvoll. Nun wurden die Aufgaben komplizierter. Dabei blickte Scott Tingle an Bord der ISS auf ein Tablet und sah so durch die Augen von Justin. Er schätzte ein, welche Schritte zu tun waren und beauftragte dann Justin mit bestimmten Arbeitsschritten.

Im Gegensatz zu den ersten Versuchen muss Justin nun zusammen mit seinem Bediener den Erfolg der Arbeiten abschätzen.

Roboter als Helfer könnten bei planetaren Missionen nützliche Helfer sein. Arbeiten auf der Planetenoberfläche könnten erledigt werden, ohne dass man Menschen dem Risiko einer Landung aussetzen muss.

Die dritte Testreihe mit Justin soll im Sommer 2018 stattfinden. Dann soll ESA-Astronaut Alexander Gerst das Kommando übernehmen. Die Aufgaben werden dann wieder etwas schwerer. Dann soll Justin eine Komponente an der Solaranlage installieren.

Astronaut Scott Tingle steuert DLR-Roboter Justin aus dem All

Mission Horizons: Erste Experimente auf dem Weg zur ISS

Alexander Gerst wird bei seiner Mission nicht nur mit dem Roboter Justin zu tun haben, sondern natürlich auch viele weitere Arbeiten und Experimente ausführen. Davon ist der erste Schwung nun auf der internationalen Raumstation ISS angekommen.

Gestartet wurden sie am 2. April 2018 in einer Dragon-Kapsel auf einer Falcon-9-Rakete. Mit an Bord waren die Experimente Maytones, MetabolicSpace, SPACETEX-2 und ASIM.

Myotones ist ein medizinisches Experiment, das auch von Alexander Gerst ausgeführt werden soll. Dabei möchte man biomechanische Eigenschaften des ruhenden Muskels untersuchen und wie sich das tägliche Training an Bord der ISS auswirkt. Die Messung erfolgt mit einem Gerät namens MyotonPRO. Es ist etwa so groß wie ein Smartphone und kann einen Druckimpuls auf den Körper abgeben und die Reaktion messen. Dabei werden dann Elastizität, Steifigkeit und die Eigenspannung des ruhenden Muskels ermittelt.

Die Ergebnisse des Experiments sind natürlich für die Raumfahrt interessant, sollen aber auch in die Rehabilitation nach Knochenbrüchen einfließen.

MetabolicSpace ist ein System zur Analyse von Körper- und Stoffwechselfunktionen. Solche Systeme gab es zwar schon an Bord der ISS, aber sie waren nicht portabel. Die Astronauten wurden durch Kabel und Schläuche beim Training eingeengt.

Das neue System ist ein Gurt, der über der Kleidung getragen werden kann. Die Daten werden an einen Computer übertragen und können dort ausgewertet werden. Gemessen werden die Atemgase, die Atmungsfrequenz, der Herzschlag und die Körpertemperatur.

Neben der Anwendung bei den Astronauten kann man das System zukünftig vielleicht auch im Weltraumtourismus und bei der Diagnose von Patienten und Sportlern einsetzen.

Um das Astronautentraining an Bord der ISS geht es auch bei SPACETEX-2. Dabei handelt es sich um Funktionskleidung, die einen Hitzestau verhindern soll. Bei so einem Hitzestau kann die Körpertemperatur auf über 39 Grad Celsius steigen. Normale Kleidung hilft nicht weiter, weil der Wärmeaustausch an der Körperoberfläche durch die Schwerelosigkeit verändert ist.

Alexander Gerst kennt den Vorgänger schon von seiner Mission Blue-Dot im Jahr 2014, nun wird eine neue Version erprobt.

Das Experiment ASIM steht kurz für „Atmosphere-Space Interactions Monitor“. Dabei möchte man elektrische Entladungen in hohen Bereichen der Erdatmosphäre erforschen. Die sind von der Erde aus schwer zu untersuchen. Das Experiment wird auf die untere Außenplattform des europäischen Columbus-Moduls montiert und soll zwei Jahre lang arbeiten.

Mit ASIM möchte man die Wechselwirkung zwischen Gammastrahlung, Blitzen und Entladungen in hohen Atmosphärenschichten beobachten. Mit den Ergebnissen möchte man die Auswirkungen auf die Erdatmosphäre und das Klima bestimmen.

Mission Horizons: Erste Experimente auf dem Weg zur ISS

Fallschirm für ExoMars getestet

Im Juli 2020 soll die nächste ExoMars-Mission ins All starten. Dabei arbeiten die europäische Raumfahrtagentur ESA und die russische Agentur Roscosmos zusammen. Im März 2021 sollen dann eine Oberflächenplattform und ein Rover auf dem Mars landen.

Im Rahmen der Vorbereitungen auf diese Mission hat die ESA nun einen Fallschirm getestet. Es ist der größte Fallschirm, der je für eine Marsmission geplant wurde. Er hat einen Durchmesser von 35 Metern.

Beim Test wurde eine Last mit dem zusammengelegten Fallschirm aus 1,2 Kilometern Höhe ausgeklinkt. Zunächst wurde ein kleinerer Pilotfallschirm geöffnet, er hat knapp 5 Meter Durchmesser und dient zum Herausziehen des großen Hauptfallschirms. Der wurde 12 Sekunden später entfaltet.

Der Test war ein Erfolg, aber das war natürlich noch nicht alles. Die Erdatmosphäre so nah an der Oberfläche ist anders beschaffen als die Marsatmosphäre. Man wird also weitere Tests in größeren Höhen durchführen. Die dünnere Luft erlaubt dann bessere Vergleiche. Dort wird dann die Testlast mit dem Fallschirm aus etwa 30 Kilometern Höhe ausgeklinkt.

Bei der ExoMars 2020-Mission möchte man etwa 2000 Kilogramm Gewicht sicher auf dem Mars landen. Wegen des großen Gewichts wird man zwei Hauptfallschirmen einsetzen, jeder davon wird einen eigenen Pilotfallschirm haben. Eine weitere Abbremsung möchte man mit Triebwerken erreichen.

Video bei Youtube: ExoMars low-altitude parachute drop test (englisch)

First test success for largest Mars mission parachute (englisch)

Auf Distanz 0006: “Start der ExoMars-Mission”

Auf Distanz 0016: “ExoMars 2016 erreicht den Mars”

Trace Gas Orbiter der ExoMars-Mission beginnt bald mit wissenschaftlicher Arbeit

Während die zweite ExoMars-Mission noch vorbereitet wird, geht die erste ExoMars-Mission in die normale Arbeitsphase über. Der Trace Gas Orbiter (TGO) hat seinen Zielorbit erreicht. Er bewegt sich nun auf einer beinahe kreisförmigen Bahn in etwa 400 Kilometern über der Marsoberfläche. Für einen Umlauf braucht der Orbiter etwa 2 Stunden.

Nun werden Kalibrierungsarbeiten und Softwareupdates durchgeführt, dann soll noch im April die wissenschaftlichen Arbeit beginnen. Diese ist eine der Hauptaufgaben des TGO. Er soll nach Spurengasen auf dem Mars suchen. So möchte man herausfinden, ob der Mars biologisch oder geologisch aktiv ist. Die Spurengase machen dabei weniger als ein Prozent der Atmosphäre aus.

Man wird bei der Suche besonders auf Methan achten. Auf der Erde erzeugt das Leben viel Methan, aber auch geologische Prozesse können Methan freisetzen. Das können zum Beispiel vulkanische oder hydrothermale Vorgänge sein.

Auf dem Mars ist die Suche nach Methan noch spannender. Man geht davon aus, dass Methan sich dort nicht lange in der Atmosphäre halten kann. Es wird von der UV-Strahlung des Sonnenlichts zersetzt und reagiert mit anderen Stoffen in der Atmosphäre. Winde können die Vorkommen vermischen und verteilen.

Wenn also Methanvorkommen entdeckt werden, dann wurden sie wahrscheinlich erst kürzlich von einem alten Vorkommen freigesetzt. Die Marssonde Mars Express der ESA und der Curiosity-Rover der NASA haben mögliche Hinweise auf Methan gefunden. Aber ob sie stimmen, muss noch herausgefunden werden.

Der Trace Gas Orbiter der ESA bringt dafür gute Voraussetzungen mit. Er kann Methan und Spurengase in extrem kleinen Konzentrationen messen und helfen, die verschiedenen Quellen zu unterscheiden.

ExoMars poised to start science mission (englisch)

Auf Distanz 0006: “Start der ExoMars-Mission”

Auf Distanz 0016: “ExoMars 2016 erreicht den Mars”

Astronomische Ereignisse

Diese habe ich mit Erlaubnis von Heiko Ulbricht verwendet.
Nachgelesen werden können sie auf der Homepage der Zeitschrift Sternzeit.

Veranstaltungen

Vielen Dank an die Vereinigung der Sternfreunde dafür, dass ich Termine aus dem Veranstaltungskalender der VDS verwenden darf.

Yuri‘s Night

Datum: 12.04.2018
Ort: Verschiedene

Yuri’s Night feiert den Aufbruch der Menschheit ins All: den ersten bemannten Raumflug von Yuri Gagarin am 12. April 1961 und den ersten Space-Shuttle-Start am 12. April 1981. Veranstaltungen finden an verschiedenen Standorten auf der ganzen Welt statt.

Weitere Informationen: Yuri’s Night

Wikipedia: Yuri‘s Night

Wikipedia: Yuri‘s Night (englisch)

14. Aschberg Frühjahrs-Teleskoptreffen (AFT)

Datum: 12.04.2018 – 15.04.2018
Ort: Aschbergweg 3, 24358 Ascheffel

Das nördlichste Teleskoptreffen Deutschlands findet auf dem 98m hohen Aschberg bei Eckernförde statt. Auf dem Programm stehen gemeinsame Beobachtungen und Erfahrungsaustausch.

Weitere Informationen: 14. Aschberg Frühjahrs-Teleskoptreffen (AFT)

Astronomische Nächte Taubensuhl 2018

Datum: 13.04.2018 – 15.04.2018
Ort: Hochplateau Taubensuhl, erreichbar von Eußerthal

Angekündigt sind ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm und es soll reichlich Gelegenheit zum Fachsimpeln geben. Nachts soll natürlich beobachtet werden.

Weitere Informationen: Astronomische Nächte Taubensuhl 2018

Auf Distanz ganz nah

„Horizons“-Mission von Alexander Gerst

Ich werde Anfang Juni nach Kasachstan reisen und den Start von Alexander Gerst zur ISS erleben. Und ganz klar, das werde ich hier im Podcast ausführlich begleiten. Auf einer eigenen Seite und auch hier im Podcast möchte ich auch laufend über die Horizons-Mission von Alexander Gerst berichten.

Für meine Reise nach Kasachstan werden noch ein paar Dinge festgezurrt, aber dazu kann ich hoffentlich in Kürze in einer eigenen Episode sehr viel mehr erzählen.

Kommende Episoden

In der nächsten Zeit kommen viele Sachen schnell hintereinander, dabei gibt es vermutlich auch eine ganze Reihe von interessanten Themen. Die sollen nicht alt werden, es kann also sein, dass ich im Frühjahr nochmal vom neuen Schema mit getrennten Folgen für Titelthemen und Kurzmeldungen abweiche. Vielleicht kommen auch mal Episoden schnell hintereinander.

iTunes-Bewertungen

Seit der letzten Episode gibt es drei neue iTunes-Bewertungen, teilweise sogar mit Rezensionen. Vielen, vielen Dank dafür!

Auf Distanz bei iTunes

Copyright-Hinweise

Titelbild der Episode

Oben links:
Illustration of NASA’s James Webb Space Telescope
© NASA

Oben rechts:
Kolorierte Version der ersten interferometrischen MATISSE-Beobachtungen des Sterns Sirius
© ESO / MATISSE consortium

Unten links:
Hot exoplanet
© ESA/ATG medialab, CC BY-SA 3.0 IGO

Unten rechts:
Satellit PAZ
© Hisdesat / Airbus