Auf Distanz 0031: Kurzmeldungen 03-2018
In dieser Kurzmeldungen-Episode gibt es Neuigkeiten von spektroskopischen Systemen, Einstein@Home hat einen radiostillen Pulsar entdeckt. Im Raumfahrtbereich geht es um die Raumsonden ExoMars-TGO und InSight sowie um neue Technik für die ISS. Es folgen astronomische Ereignisse und ein Veranstaltungstipp.
Erschienen: 07.03.2018, Dauer: 0:24:47
Kurzmeldungen
Das VLT der ESO arbeitet erstmals wie ein 16-Meter-Teleskop
Anfang Dezember hat der Spektrograph ESPRESSO am Very Large Telescope VLT der ESO in Chile erstmals Licht gesehen. Nun hat man einen weiteren Meilenstein geschafft: ESPRESSO erhielt das kombinierte Licht aller vier Hauptteleskope des VLT. Dieser Zusammenschluss funktionierte dann als virtuelles Riesenteleskop. Dieses Riesenteleskop ist dann sozusagen das größte optische Teleskop der Erde. Würde man es am Stück bauen, hätte es eine lichtsammelnde Fläche mit 16 Metern Durchmesser.
Mit ESPRESSO möchte man erdähnliche Planeten entdecken und untersuchen. Außerdem widmet man sich den grundlegenden Naturkonstanten. Man möchte wissen, ob diese veränderlich sind oder nicht. Dafür werden weit entfernte schwache Quasare beobachtet. Damit das klappt, werden sehr präzise Instrumente benötigt.
Die Idee für den Zusammenschluss der Teleskope geht bis in die 80er Jahre zurück, ist aber schwierig zu realisieren. Eingeplant wurde es dennoch und nun ist es fertig. Ein System aus Spiegeln, Prismen und Linsen überträgt das Licht der einzelnen Teleskope zu ESPRESSO, bis zu 69 Meter weit. Mit ESPRESSO können diese Lichtquellen zusammengefasst werden oder separat empfangen werden. Auch Kombinationen sind möglich.
Das VLT der ESO arbeitet erstmals wie ein 16-Meter-Teleskop
Erstes Licht für ESPRESSO — den Planetenjäger der nächsten Generation
Sterne am Rande der Milchstraße stammen aus der Milchstraße selbst
Unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, ist von einem Halo umgeben. Das ist eine kugelförmige Struktur, die aus Sternen und Kugelsternhaufen besteht. Bislang nahm man an, dass diese Sterne aus anderen Galaxien stammen, die irgendwann mit der Milchstraße kollidiert sind.
Ein internationales Team von Astronomen unter der Leitung von Dr. Maria Bergemann vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg hat aber nun neue Erkenntnisse gewonnen. Demnach stammen einige der Halostrukturen aus der Milchstraße selber und nicht aus fremden Galaxien.
Dafür wurden 14 Sterne in zwei Strukturen über und unter der galaktischen Scheibenebene spektrographisch untersucht. Man stellte fest, dass sich die Zusammensetzung der Sterne in den Strukturen und den Sternen in der Milchstraße praktisch nicht unterscheidet. Die Sterne dürften also aus der Milchstraße selber kommen. Es gibt Hinweise darauf, dass dieses Phänomen nicht nur bei der Milchstraße, sondern auch in anderen Galaxien zu finden ist.
Bleibt noch zu klären, wie die Sterne aus der Galaxie in den Halo gelangt sind. Dafür gibt es bereits theoretische Modelle. So könnte die Scheibe der Milchstraße durch eine vorbeiziehende Galaxie in Zusammenspiel mit dem Halo in Schwingung versetzt worden sein. Über solche Schwingungen könnten Sterne und Sterngruppen aus der Galaxienscheibe heraustransportiert werden. Die Bewegungen einer Galaxie könnten also noch etwas komplizierter sein als bislang vermutet.
Mit weiteren Daten, zum Beispiel vom Teleskop 4MOST und von der Gaia-Mission hofft man, das volle Wellenmuster der Milchstraße zu erkennen.
Sterne am Rande der Milchstraße – Kosmische Eindringlinge oder Opfer einer galaktischen Vertreibung?
4MOST – 4-metre Multi-Object Spectrograph Telescope (englisch)
Einstein@Home entdeckt weitere Pulsare
Einstein@Home ist ein Programm zur Suche nach Hinweisen auf Gravitationswellen von Pulsaren in großen Datenbeständen. Wer mitmachen möchte, kann sich eine Software herunterladen und mit seinem oder ihrem Computer Rechenzeit zum Projekt beitragen. Mehrere zehntausend Teilnehmer stellen dem Projekt Ressourcen zur Verfügung.
Das Projekt hat bereits mehrere Erfolge erreicht, nun ist ein weiterer hinzu gekommen: Mit Hilfe von Einstein@Home entdeckte man zwei bislang unbekannte Neutronensterne. Die Hinweise darauf fanden sich in Daten des Weltraumteleskops Fermi.
Nach der Entdeckung überprüfte man sie mit einem großen Radioteleskop. Aber statt bei beiden Pulsaren Radiosignale aufzufangen, gelang dieses nur bei einem. Somit ist der andere Pulsar der erste Millisekundenpulsar, der sich nur wegen seiner pulsierenden Gammastrahlung nachweisen lässt.
Millisekundenpulsare entstehen, wenn die Drehung eines Pulsars durch von einem Begleitstern aufgesammelte Materie beschleunigt wird. Dabei kommen enorme Geschwindigkeiten zustande. Pulsare können mehrere hundert Umdrehungen pro Sekunde aufweisen.
Pulsare gehören zu den Neutronensternen. Sie entstehen, wenn sie am Ende ihrer Lebenszeit in einer Supernova explodieren. Extrem kompakte und dichte Überreste bilden den Neutronenstern. Als Vergleich für die Dichte: Unsere Sonne hat einen Durchmesser von rund 1400000 Kilometern. Neutronensterne haben eine größere Masse als die Sonne und dabei einen Durchmesser von nur etwa 20 Kilometern.
Hinweis: Im Podcast habe ich versehentlich den Sonnenradius (rund 700000 Kilometer) und nicht den Sonnendurchmesser (rund 1400000 Kilometer) genannt. Danke an Hörer „Horst“ für den Hinweis.
Sie haben außerdem starke Magnetfelder und bündeln ihre Strahlung wie ein Leuchtturm. Diese Strahlung besteht meist aus Radiowellen und Gammastrahlung. Wenn die gebündelte Strahlung über die Erde streicht, können wir einzelne Impulse messen. Wir nehmen den Neutronenstern dann als Pulsar wahr.
Einstein@Home entdeckt ersten nur im Gammalicht sichtbaren Millisekundenpulsar
Homepage Einstein@Home (englisch, teilweise deutsch)
TRAPPIST-1-Planeten wahrscheinlich reich an Wasser
Im Planetensystem um den Stern TRAPPIST-1 befinden sich mindestens sieben Planeten. Diese Planeten hat man inzwischen genauer untersucht. Dafür wurden bodengestützte Teleskope und Weltraumteleskope eingesetzt. Weitere Eigenschaften hat man über Simulationen ermittelt.
Die Simulationen halfen dabei, die Masse der Planeten zu bestimmen. Die Planeten um TRAPPIST-1 sind sich so nahe, dass sich gegenseitig gravitativ stören. Diese Störungen kann man bei der Transitmethode messen. Der Transit ist der Moment, in dem der Planet zwischen seinem Stern und dem Beobachter hindurch zieht. So ein Transit lässt sich gut vorhersagen, wenn die Bahn des Planeten bekannt ist und die Bewegung nicht gestört wird. Wenn aber andere Planeten die Bewegung stören, kann man Abweichungen messen. Die Bewegung passt dann nicht zur Vorhersage.
Diese Abweichungen hat man im Computermodell berücksichtigt. Hinzu kamen vermutete Massen, Entfernungen und Umlaufbahnen, gestützt durch bisherige Beobachtungen. Die Simulation wurde dann so lange angepasst, bis sie zu dem Beobachtungen und den Abweichungen bei den Transits passte. So konnte man die ungefähren Planetenmassen ermitteln.
Zusammen mit den Messwerten der Beobachtungen kann man durch die Masse die Dichte ermitteln und so etwas über die Zusammensetzung der Planeten erfahren.
Für die Trappist-Planeten zeigte sich, dass diese offenbar eine Menge an flüssigem Material besitzen, wahrscheinlich Wasser. Es macht in einigen Fällen möglicherweise bis zu 5 Prozent der Gesamtmasse aus… eine ganz erstaunliche Zahl. Zum Vergleich: Bei der Masse der Erde macht Wasser nur 0,02 Prozent aus.
TRAPPIST-1-Planeten wahrscheinlich wasserreich
Erste Satellitenmission der ESA 2018 gestartet
Am 2. Februar 2018 hat die europäische Raumfahrtagentur ESA ihre erste Mission für 2018 gestartet. Es ist ein CubeSat mit der Bezeichnung GomX-4B. Gestartet wurde er zusammen mit einem anderen Satelliten namens GomX-4A. Dieser zweite Satellit ist kein Projekt der ESA, sondern von der Danish Defence Acquisition and Logistics Organization (DALO).
Auch wenn die Bezeichnungen der beiden Satelliten ähnlich sind, haben sie doch unterschiedliche Missionen. GomX-4A soll über Bildgebung die Arktis untersuchen, GomX-4B ist ein Technologie-Demonstrator. Er trägt eine etwa hand-große Kamera, die in 45 Bereichen des sichtbaren und infraroten Lichts Bilder gewinnen kann. Auch ein neuer Startracker des niederländischen CubeSat-Herstellers ISIS ist mit an Bord.
Die beiden Satelliten habe aber auch eine gemeinsame Mission: GomX-4B hat kleine Triebwerke, mit denen er sich von dem anderen Satelliten entfernen kann, wenn man möchte, mehrere tausend Kilometer weit. Auf diese Weise möchte man die Funkverbindung zwischen beiden Satelliten und die Techniken für den Formationsflug testen.
The size of a cereal box: ESA’s first satellite of 2018 (englisch)
Hand-sized hyperspectral camera to fly on ESA’s next CubeSat (englisch)
GomX-4: Arctic surveillance and the building blocks of constellations (englisch)
ExoMars: Trace Gas Orbiter beendet Atmosphärenbremsung
Nach knapp einem Jahr hat der Trace Gas Orbiter TGO der ExoMars-Mission seine Atmosphärenbremsung beendet. Die begann im März 2017. Damals war der Orbiter bei der Annäherung an den Mars etwa 200 Kilometer von der Oberfläche entfernt, am weitesten Punkt 98000 Kilometer.
Wenn der Orbiter dem Mars nahe kam, durchflog er die Atmosphäre des Planeten. Die bremste den Orbiter jedes Mal ein bisschen ab. Und das war wirklich nur ein kleines bisschen: Die Bremswirkung betrug etwa 17mm pro Sekunde. Wenn man damit ein Auto mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde anhalten wollte, wäre der Bremsweg etwa sechs Kilometer lang.
Für den TGO funktionierte das, weil man Zeit hatte und der Orbiter bei jedem Umlauf recht lange in der Marsatmosphäre war. Insgesamt waren über 950 Umläufe nötig, man reduzierte die Geschwindigkeit um 3600 km/h. Manchmal kam der Orbiter dem Mars auf 103 Kilometer nahe.
Die Atmosphärenbremsung wurde dann am 20. Februar beendet. Man zündete die Schubdüsen für etwa 16 Minuten und hob den Orbit wieder etwas an. Am weitesten Punkt ist der TGO nun 1050 Kilometer vom Mars entfernt, am nächsten Punkt etwa 200.
Nun werden eine Reihe von Manövern folgen, um den Zielorbit zu erreichen. Der ist annähernd kreisförmig und etwa 400 Kilometer von der Marsoberfläche entfernt. Ein Umlauf dauert dann rund zwei Stunden. Das soll Mitte April abgeschlossen sein, am 21. April möchte man dann mit der wissenschaftlichen Routine beginnen. Damit das klappt, werden schon ab Mitte März die Instrumente überprüft und erste Beobachtungen durchgeführt. Die gewonnenen Daten nutzt man dann zur Kalibrierung und Validierung.
Der ExoMars Trace Gas Orbiter wurde im März 2016 gestartet und erreichte den Mars im Oktober desselben Jahres. Eine seiner Hauptaufgabe ist die Suche nach Spurengasen in der Marsatmosphäre und nach Wassereis direkt unter der Oberfläche. Auch als Funk-Relaisstation soll er dienen. Dafür werden im April bereits erste Versuche durchgeführt.
Über die ExoMars-Mission gibt es von Auf Distanz zwei Podcast-Episoden. Zusammen mit Nicolas Wöhrl von Methodisch Inkorrekt habe ich den Start des Orbiters und die Ankunft am Mars begleitet. Es sind die Episoden 0006 und 0016.
Auf Distanz 0006: “Start der ExoMars-Mission”
Auf Distanz 0016: “ExoMars 2016 erreicht den Mars”
Wikipedia: ExoMars Trace Gas Orbiter
LISA Pathfinder – der ruhigste Ort im All
Die Mission des Satelliten „LISA Pathfinder“ endete bereits im Juli 2017. Nun wurden die endgültigen Ergebnisse veröffentlicht. Und die sind erfreulich: Man konnte die ersten Ergebnisse nochmal deutlich verbessern. Damit konnte demonstriert werden, dass der nahezu perfekte freie Fall von Testmassen erreichbar ist.
LISA Pathfinder war eine vorbereitende Mission für ein Gravitationswellen-Observatorium im Weltall. Das wird LISA heißen und aus drei Satelliten bestehen. Die werden in einem Dreieck angeordnet und jeweils etwa 2,5 Millionen Kilometer voneinander entfernt sein. Eine durchlaufende Gravitationswelle verändert diesen Abstand um ein Billionstel Meter.
LISA soll Gravitationswellen mit Schwingungsperioden von 10 Sekunden bis hin zu einem halben Tag messen. Diese Messungen sind auf der Erde nicht möglich. Solche Gravitationswellen werden von supermassereichen Schwarzen Löchern verursacht, die in Galaxienzentren verschmelzen, aber auch von Doppelsternsystemen und vielleicht aus von exotischen Quellen wie kosmischen Strings. LISA soll 2034 starten.
Um die nötige Genauigkeit zu testen, war LISA Pathfinder ein wichtiger Vorläufer. Die Mission startete am 3. Dezember 2015 ins All und begann im März 2016 mit der wissenschaftlichen Arbeit.
Dabei zeigte sich schnell, dass die Erwartungen übertroffen wurden. Im Juni 2016 gab es bereits gute Nachrichten, die man dann noch mit weiteren Daten verbessern konnte. Man konnte im Laufe der Mission weitere Störquellen ausschalten und einen Raum schaffen, der sehr frei von externen Einflüssen war. In diesem Raum befanden sich zwei Gold-Platin-Würfel in freiem Fall, deren Positionen ständig überwacht wurden. Der Satellit hält Störungen von diesen Würfeln fern, in dem er sich der Position der Würfel anpasst und nicht umgekehrt. Wenn Sonnenwind die Position des Satelliten stört, erreicht er trotzdem nicht die Würfel. Stattdessen muss der Satellit diese Störung ausgleichen. Die Würfel bewegen sich so nahezu ungestört weiter.
Das funktionierte schließlich so gut, dass die Anforderungen über alle für LISA wichtigen Frequenzen um den Faktor 2 übertroffen wurden. Damit ist ein wichtiger Meilenstein für die LISA-Mission sehr erfolgreich erreicht worden.
LISA Pathfinder – der ruhigste Ort im All
New Horizons macht Foto weiter entfernt von der Erde als jedes andere Raumfahrzeug zuvor
Die Raumsonde „New Horizons“ schrieb am 14. Juli 2015 Raumfahrtgeschichte. Sie flog als erste und bislang einzige Raumsonde am Planeten Pluto vorbei und konnte den Planeten besser beobachten als es jemals zuvor möglich war.
Einen weiteren, aber weniger beachtlichen Rekord hat New Horizons nun noch nachgereicht. Am 5. Dezember 2017 nutzte man das Instrument „Long Range Reconnaissance Imager“ (LORRI) dazu, eine Aufnahme zu machen. Diese Aufnahme war ein Rekord: Kein Bild wurde jemals zuvor weiter entfernt von der Erde gemacht. Die Entfernung betrug in dem Moment 6,12 Milliarden Kilometer. Die vorher am weitesten entfernt gewonnene Aufnahme trägt den Namen „Pale Blue Dot“. Sie wurde im Februar 1990 von der Raumsonde „Voyager 1“ gemacht und zeigt die Erde als winzigen bläulichen Punkt.
Damit aber genug von den Rekorden. „New Horizons“ war von Anfang an dafür gedacht, diesen Flug zu unternehmen und Aufnahmen zu machen. Jede neue Aufnahme dieser Sonde stellt den vorherigen Rekord schon wieder ein. So nahm sie kurz nach der Rekordaufnahme zwei Objekte im Kuiper-Gürtel auf.
New Horizons legt rund 1,1 Millionen Kilometer am Tag zurück und soll am 1. Januar an „2014 MU69“ vorbei fliegen, einem Objekt im Kuipergürtel. Es wird dann über 43 Mal weiter von der Sonne entfernt sein als die Erde.
New Horizons Captures Record-Breaking Images in the Kuiper Belt (englisch)
ICARUS-Antenne auf der Internationalen Raumstation angekommen
Die ICARUS-Initiative möchte die Wanderungen von Tieren beobachten, global und über Grenzen hinweg. Hierfür werden kleine Sender an den Tieren befestigt. Die Sender sind etwas größer als ein Daumennagel und wiegen fünf Gramm. Die Stromversorgung der Sender erfolgt über Akkus und Solarzellen. Bis zum 15 Millionen dieser Sender sollen sich mit dem System empfangen lassen. Der Empfang erfolgt auf der Internationalen Raumstation ISS.
Die dafür notwendige Antenne ist im Februar 2018 auf der ISS angekommen. Der außerdem nötige Computer für das System ist bereits im Oktober 2017 zur Raumstation gebracht worden. Er soll im April in Betrieb gehen. Für August ist ein Außenbordeinsatz geplant, um die Antennen am Swesda-Modul der ISS anzubringen. Es sind drei Empfangsantennen und eine Sendeantenne, sie sind bis zu zwei Meter lang.
Die Daten, die von den Tieren gesammelt werden, sind unter anderem GPS-, Beschleunigungs- und Umweltdaten. Die meiste Zeit sind die Sender in einem Ruhemodus. Sie können aber anhand von Position und Uhrzeit ISS-Überflüge bestimmen und dann die gesammelten Daten übertragen.
Diese Daten sollen Erkenntnisse zur Ausbreitung von Seuchen wie Vogelgrippe und Ebola liefern, aber auch Auswirkungen des Klimawandels und Tierwanderungen verstehen helfen.
ICARUS-Antenne ist auf dem Weg zur Internationalen Raumstation
ICARUS – Tierwanderungen von der ISS aus beobachten
Homepage der ICARUS-Initiative (englisch)
Mars-Lander InSight an Startbasis angekommen
Am 5. Mai 2018 soll der Mars-Lander InSight zum Mars starten. Einen kleineren Weg hat InSight bereits jetzt zurückgelegt: Er ist an der Startbasis Vandenberg in Kalifornien angekommen. Nun folgen Funktionstests und Inspektionen, um sicherzustellen, dass die Raumsonde und ihre Instrumente den Transport heile überstanden haben.
InSight steht kurz für „Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport“ und ist eine Mission der NASA. Nach dem Start im Mai 2018 soll der Lander am 26. November 2018 auf dem Mars aufsetzen.
InSight hat wissenschaftliche Instrumente an Bord: Eine Rammsonde (ähnlich dem Hammer auf dem Kometenlander Philae) soll bis zu fünf Meter in den Marsboden vordringen und Thermalsensoren platzieren. Zwei Erdenjahre lang möchte man Daten sammeln und so mehr über die Entstehung des Mars und seinen Wärmehaushalt erfahren. Unterstützt wird das von Wärmemessungen an der Oberfläche.
Es sind aber auch noch weitere Experimente mit an Bord: Die französische Raumfahrtagentur CNES hat ein Seismometer zur Untersuchung von Marsbeben beigesteuert und vom Jet Propulsion Laboratory JPL der NASA fliegt das Experiment RISE mit. Es soll Bewegungen der Rotationsachse des Planeten messen.
DLR-Maulwurf HP³ wurde mit seinem Raumschiff zur Startbasis transportiert
Video bei Youtube: Mars: HP3-Experiment des DLR auf der NASA-Mission InSight (Version 2012)
Astronautenassistent CIMON
Mehr oder weniger intelligente Assistenten begleiten immer mehr unseren Alltag. Ob sie uns Musik abspielen, uns bei der Navigation oder der Einkaufsliste helfen oder uns flache Witze erzählen: Es gibt viele Möglichkeiten.
Auch auf der internationalen Raumstation ISS soll dieses Jahr eine künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen und die Astronauten unterstützen. Das System heißt „Crew Interactive MObile companioN“, kurz CIMON. CIMON ist annähernd kugelförmig und hat 30 Zentimeter Durchmesser. Durch die Schwerelosigkeit in der ISS kann er sich mit Hilfe von 14 Ventilatoren frei in alle Richtungen bewegen.
CIMON ist mit Spracherkennung ausgestattet und soll so den freihändigen Zugang auf Dokumente und Medien ermöglichen. Das können Bedienungs- und Repararuranleitungen sein, aber auch Prozeduren für Experimente und Anlagen.
Als Assistent soll das System den Astronauten entlasten. Studien haben gezeigt, dass Aufenthalte in Schwerelosigkeit das Immunsystem von Astronauten stark beeinträchtigt. Stress ist dabei ein großer Faktor. Arbeiten, die man mit einem Kollegen erledigt, werden als weniger anstrengend empfunden. Man möchte nun herausfinden, ob auch CIMON als künstliche Intelligenz als Kollege helfen kann.
Ab dem 9. März 2018 soll CIMON in Schwerelosigkeit erprobt werden. Das System wird dann bei der 31. Parabelflugkampagne des DLR in Bordeaux mitfliegen. Hier werden Orientierung, Navigation und Lenkung erprobt. Im Juni soll CIMON dann zur ISS fliegen und von Alexander Gerst weiter erprobt werden.
Zunächst wird der Roboter getestet, dann werden drei Arbeitsversuche folgen. Alexander Gerst wird CIMON bei Versuchen mit Kristallen einsetzen, bei Tests mit einem Rubik-Zauberwürfel und bei einem medizinischen Experiment. Bei diesem soll CIMON als Kamera dienen.
Das Gehäuse des Roboters wurde im 3D-Verfahren gedruckt und besteht aus Metall und Kunststoff. Mit Hilfe seiner Ventilatoren soll sich CIMON etwa in Augenhöhe der Astronauten bewegen. Als Augen dienen zwei Kameras, eine dritte wird für die Gesichtserkennung eingesetzt. Zwei seitliche Kameras können zu Dokumentationszwecken oder für Anwendungen wie Augmented Reality genutzt werden. Damit CIMON nicht mit seiner Umgebung zusammenstößt, werden per Ultraschall die Abstände gemessen. Mit sieben Mikrofonen nimmt CIMON akustische Signale wahr, ein weiteres dient der besseren Spracherkennung.
CIMON – der intelligente Astronautenassistent
50 Jahre Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum GSOC
Das deutsche Raumfahrtkontrollzentrum GSOC feiert sein 50-jähriges Jubiläum. GSOC steht für „German Space Operations Center“, es wurde ab dem 1. März 1968 in Oberpfaffenhofen aufgebaut.
Die erste vom GSOC betreute Mission war der deutsche Forschungssatellit AZUR. Dieser wurde im November 1969 gestartet und funktionierte bis Ende Juni 1970.
Seitdem wurden mehr als 70 Raumfahrtmissionen durchgeführt, darunter GALILEO, ROSAT D-1, D-2 und viele mehr. Aktuell werden zehn aktive Missionen vom GSOC betreut, weitere zehn Missionen sind in Vorbereitung. Im GSOC ist auch das Kontrollzentrum für das europäische Weltraumlabor Columbus untergebracht. Seit nun zehn Jahren wird Columbus von hier betreut.
Das Jubiläum wurde am 1. März 2018 mit einem Festakt gefeiert. Herzlichen Glückwunsch, GSOC! Und auf die nächsten 50 Jahre!
Goldenes Jubiläum: 50 Jahre Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum GSOC
Die Geschichte des DLR-Standorts Oberpfaffenhofen – Von 1937 bis 2004
Wikipedia: Deutsches Raumfahrt-Kontrollzentrum
Chinesische Raumstation Tiangong-1 vor Wiedereintritt
Die chinesische Raumstation Tiangong-1 steht vor ihrem unkontrollierten Eintritt in die Erdatmosphäre. Der genaue Zeitpunkt ist noch unbekannt. Laut ESA-Berechnungen wird die Raumstation irgendwann im Zeitraum vom 29. März bis zum 9. April wieder in die Atmosphäre eintreten.
Die ESA veröffentlicht immer wieder neue Vorhersagen, dabei wird das Zeitfenster immer kleiner. Es wird aber betont, dass die ESA den genauen Zeitpunkt nicht berechnen kann.
Man geht davon aus, dass die Station zu weiten Teilen verglühen wird. Aber man vermutet auch, dass Teile der Station die Erdoberfläche erreichen könnten. Das kann überall auf der Erde sein, zwischen dem 43° Breitengrad Nord und dem 43° Breitengrad Süd. Bezogen auf Europa bedeutet das, dass nur Länder, die im Süden liegen oder in den Süden ragen. Betroffen sein könnten z.B. Spanien, Frankreich, Portugal und Frankreich.
Tiangong-1 Reentry updates (englisch)
Tiangong-1 Frequently asked questions (englisch)
Astronomische Ereignisse
Diese habe ich mit Erlaubnis von Heiko Ulbricht verwendet.
Nachgelesen werden können sie auf der Homepage der Zeitschrift Sternzeit.
Veranstaltungen
16. Sternfreundetreffen Todtenrode Harz (SFTH)
Datum, Uhrzeit: 15.03.2018 bis 18.03.2018
Ort: Altes Forsthaus Todtenrode, oberhalb von Altenbrak, Thale
Geboten werden ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm, eine Exkursion in die Umgebung sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an verschiedenen Arbeitsgruppen.
Weitere Informationen zur Veranstaltung
Auf Distanz ganz nah
Dieses Mal fällt es in dieser Rubrik ganz kompakt aus: Ich möchte noch einmal auf das Hörertreffen im Rahmen des Podcamp hinweisen. Das ist am 10. März im Unperfekthaus in Essen, Beginn ist um 19 Uhr. Für das Unperfekthaus ist ein Eintritt von 7,90 Euro fällig, dafür sind dann alle nicht-alkoholischen Getränke inklusive.
Informationen zum Hörertreffen beim Podcamp
Copyright-Hinweise
Titelbild der Episode
Oben links:
© DLR (CC-BY 3.0)
Oben rechts:
© ESO / L. Calçada
Unten links:
© DLR / T. Bourry / ESA
Unten rechts:
© ESA / C.Carreau