JF016 Jagdmensch

Für viele hunderttausend Jahre war die Jagd nur ein, nämlich die Lebensgrundlage des Menschen überhaupt. Mit der menschlichen Entwicklung sind viele Bedeutungen hinzu gekommen. In der Jungsteinzeit, mit Aufkommen der Land- und Viehwirtschaft, verteidigte man mit den Mitteln der Jagd die in freier Weidehaltung mühsam erzielten Domestikations- und Zuchterfolge gegen unkontrollierte Einkreuzungen von Wildtieren. In der Antike war die Jagd ein geradezu mystisches Ritual, die Jugend zu moralischem Handeln und politischer Verantwortung zu erziehen. In der westlichen Moderne ist die Jagd die wohl letzte Tätigkeit, die der Entfremdung des Menschen von Werden, Leben und Vergehen entgegen wirkt. Bis zum 12. Jahrhundert blieb die Jagd allgemeines Recht eines jeden Freien. 1158 wurde sie unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa zu einem königlichen Sonderrecht, dem Jagdregal. Mit der Revolution von 1848 kam dann Bewegung in die jagdliche Realität. In Deutschland wurden die Bauern endgültig und unwiderruflich Eigentümer des von ihnen bewirtschafteten Landes und das Jagdrecht an dieses Eigentum von Grund und Boden gebunden. Endlich war das Jagdrecht zurück in der Hoheit des Bürgers. Obwohl dieses Recht so aufwändig erkämpft werden musste und die Jagd den Menschen in den Zyklus des Lebens einbettet, gerät sie zwischen den partikularen Kontroll- und Machtinteressen immer wieder in Gefahr. Im Gespräch mit Jochen Schumacher erläutert der Manfred Nolting die lange Geschichte der Jagd, die historisch-gesellschaftlichen Hintergründe verschiedener Entwicklungen und stellt die Grundzüge seines pragmatischen Umgangs mit der Jagd vor.